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Harnackstrasse 32
44139 Dortmund - Kreuzviertel
Freitag 17.30 - 19.30 Uhr
Samstag 10.30 - 14.00 Uhr

sammlung. 431 wörter.

der tisch steht im rechten winkel zur wand. zum türrahmen. klare kante. kein muster lenkt ab. keine farbe. die dinge auf dem tisch sind muster. farbe. unordnung. genug. ein stück käse mit koriander. so viel ist bekannt. das brot aufrecht auf der schnittkante. ein schroffer berg landbrot. gesalzene butter. noch jungfräulich. wie dieser tag. noch keinen menschen gesehen. noch keine andere stimme als die eigene vernommen. wein. wasser. was noch. sonst nichts. nicht mehr. nicht weniger. nur die schritte bloßer füsse auf den rauen bodenfliesen auf dem weg zum tisch. das anschneiden des brotes. das eingießen des weins. des wassers. melodie genug. die brotkrümel zählen. die farbe der brotkruste definieren. drei apfelsinen. es sind immer drei. das ist die kunst.

das ticken der uhr klingt höher wenn der zeiger die zwölf überrundet. am boden der sechs ist auch der ton am tiefpunkt angekommen. dann tickt es sich wieder höher. und immer so weiter. minute für minute. das ewige.

ein schluck wein. mit blick in die weite. das glas abstellen. der klang auf dem holztisch holt zurück. noch einen schluck im jetzt und hier. der wein duftet immer noch nach alten in leder gebundenen büchern. nase und zunge sind sich weiterhin einig. die luft ändert auch nichts. dieser pakt ist beschlossen.

der tisch steht im rechten winkel zur wand. zum türrahmen. die drei orangen. die bücher. klare kante. das chaos steckt zwischen den zeilen. die brotkrümel vom tisch auflesen. einzeln in den mund stecken. mit den zähnen und der zunge bearbeiten. danach ein stück käse mit koriander. so viel ist bekannt. den anderen gewürzen ihre namen entlocken. der wein ist samtfarben. vom letzten schluck eine tränenspur. hinab in den samt. weckt die sehnsucht nach thymian.

der duft wird vom wind herübergeweht. über das tal mit den zerklüfteten felsen in grau und blassem grün. der sommer ist fast vorbei. der himmel blau blau blau. keine wolke. wäre da nicht der von menschenhand angefertigte weg. die landschaft läge wie unberührt. die knorrigen korkeichen knarzen im wind. flüstern mit den blättern. der blick ist zu weit. das ist nicht zu fassen. niederknien. zum thymian der trotzig mit seinen kleinen blättern zittert und sich verströmt. ganz zerzaust ist er. daneben beobachtet jemand das alles. ein dreieckiges gesicht. wie von einem anderen stern. den kopf schief gelegt. der dürre körper verharrt. die insektenarme ahmen strauch nach. mit widerhaken. noch ein paar thymianzweige für den weg. ein geruchsaufschrei.

ein kind im hof. es möchte noch nicht ins haus zurück. die dinge müssen neu geordnet werden. drei orangen aber bleiben drei orangen. das ist die kunst.

Iris harlammert